Der Unterwasserspiegel
Mila findet ein Unterwasserbecken, das ihre tiefsten Träume widerspiegelt. Bald erfährt sie, dass ihre Verwirklichung Einsatz und Hingabe erfordert.
Eines Tages, als Mila neue Orte auf dem Meeresgrund erkundete, wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen ungewöhnlichen Ort gelenkt. Dort, im sanften Licht, das durch das Wasser spielte, befand sich ein Teich mit kristallklarem Wasser. Die Oberfläche war unbewegt und sah aus wie ein riesiger Spiegel, der nicht nur die Tiefen des Meeres, sondern auch all ihre Träume widerzuspiegeln schien.
Mila schwamm näher heran, und je näher sie kam, desto faszinierender wirkte das Spiegelbild. Sie sah sich selbst, doch ihr Spiegelbild war seltsam — Mila hielt in der Reflexion eine Muschel, aus der ein leuchtendes Licht strahlte, als Verkörperung ihrer tiefsten Wünsche.
— Wie merkwürdig... — flüsterte Mila. — Kann dieser Ort wirklich Träume zeigen?
Ihre Freundin Lumia, eine leuchtende Qualle, tauchte neben ihr auf und war ebenfalls von dem Anblick gefesselt.
— Das ist der Unterwasserspiegel, — sagte Lumia leise, während sie ihre Tentakel hob. — Man sagt, er spiegelt die tiefsten Wünsche aller, die hineinschauen.
Mila betrachtete ihr Spiegelbild aufmerksam und war erstaunt darüber, wie schön ihr Traum aussah. Ihr größter Wunsch war es, die weiseste und mutigste Meerjungfrau zu werden, die allen helfen kann, die es brauchen. Sie sah sich stark und strahlend, mit einem Lächeln voller Zuversicht.
— Ich würde mir wirklich wünschen, dass das wahr wird, — flüsterte Mila und berührte vorsichtig die Wasseroberfläche.
Doch kaum hatte sie das Wasser berührt, begann sich ihr Spiegelbild zu verändern. Sie sah sich selbst weniger sicher, kämpfend mit schwierigen Situationen. Es zeigte ihr, dass ihr Traum nur wahr werden würde, wenn sie lernte, Herausforderungen zu bewältigen.
Mila fühlte eine leichte Unsicherheit aufsteigen. Plötzlich tauchte der weise, alte Oktopus Oskar aus der Tiefe auf, der oft Ratschläge an diejenigen gab, die in sein Unterwasserreich gelangten.
— Mila, ich sehe, du hast den Unterwasserspiegel gefunden, — sprach er sanft und nickte in Richtung des Teiches. — Das ist nicht nur ein Spiegel. Er zeigt nicht nur deine Wünsche, sondern auch den Weg zu ihrer Erfüllung. Träume sind kein Zauberwerk. Damit sie wahr werden, musst du dich anstrengen und an dich glauben.
Mila hörte Oskars weise Worte aufmerksam zu und begann zu verstehen, was zu tun war. In ihrem Kopf formten sich Ideen, wie sie klüger und mutiger werden könnte. Vielleicht musste sie ihren Freunden mehr helfen, von Älteren lernen und keine Angst vor neuen Herausforderungen haben.
Am nächsten Tag begann Mila zu handeln. Sie beschloss, mit kleinen Dingen anzufangen: mehr den Bewohnern ihrer Unterwasserwelt zu helfen, von weisen Kreaturen zu lernen und Herausforderungen nicht auszuweichen. Nach und nach bemerkte sie, dass sie sich in schwierigen Momenten selbstsicherer fühlte und ihr Traum weniger weit entfernt schien.
Jeden Tag, wenn sie zum Spiegel zurückkehrte, sah Mila, wie ihr Spiegelbild immer stärker und selbstbewusster wurde. Sie erkannte, dass jede Anstrengung, die sie unternahm, sie ihrem Wunsch näherbrachte.
So lernte Mila, dass große Träume Arbeit, Geduld und den Wunsch, nie aufzugeben, erfordern. Der Unterwasserspiegel wurde für sie zu einem Ort, der sie an die Bedeutung von Anstrengung erinnerte, und sie kam jeden Tag hierher, um sich daran zu erinnern, warum sie klüger und stärker werden wollte.
Seitdem wurde der Unterwasserspiegel ihr Lieblingsplatz, wo sie immer sehen konnte, wie ihre Bemühungen sie verbessern und ihrem Ziel näherbringen.
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