Wie Wassja Perun fand — Die Legende des Alten Rus
Ein Märchen darüber, wie Wassja sich auf den heiligen Berg begab, um den Hammer von Perun zurückzuholen, und erkannte, dass wahre Stärke in Güte und Weisheit liegt.
In einem kleinen Dorf am Rande des Waldes lebte ein Junge namens Wassja. Er liebte es, den Geschichten der Ältesten über die großen Götter zu lauschen, die die Menschen beschützten. Am meisten bewunderte Wassja Perun, den Gott des Donners und der Blitze. "Er ist der Stärkste!" — sagte er oft zu seinen Freunden. "Wenn ich seinen Hammer hätte, könnte ich unser Dorf beschützen."
Eines Tages erreichte das Dorf eine beunruhigende Nachricht: Der Hammer von Perun wurde von einem bösen Geist aus der Unterwelt gestohlen. Dadurch hörte der Donner am Himmel auf zu grollen, und die Menschen fühlten sich schutzlos. Wassja konnte nicht untätig bleiben. "Ich werde den Hammer finden und ihn Perun zurückbringen!" — sagte er und machte sich auf den Weg.
Der Älteste erklärte Wassja, dass der Hammer auf einem heiligen Berg versteckt sein könnte, den nur wenige zu betreten wagten. Wassja nahm ein Stück Brot, etwas Wasser mit und begann seine Reise. Der Weg zum Berg war lang und beschwerlich. Der Wald, der ihn umgab, war voller seltsamer Geräusche und Bewegungen. Bald erschien vor Wassja eine riesige Schlange, die den Eingang zum Pfad bewachte. "Du wirst nicht passieren," — zischte sie. "Außer du beweist deinen Mut."
Wassja wich nicht zurück. "Was muss ich tun, um weiterzukommen?" Die Schlange dachte nach und sagte: "Bring mir Beeren von dem höchsten Ast der Eiche. Aber sei vorsichtig: Die Zweige könnten brechen." Wassja kletterte die Eiche hinauf, trotz seiner Angst, und sammelte die reifsten Beeren. Als er sie der Schlange übergab, ließ sie ihn passieren.
Auf dem Pfad zum Gipfel erwartete Wassja eine neue Prüfung. Vor ihm lag ein breiter Wasserstrom, den er nicht überspringen konnte. Im Wasser schwamm eine alte Schildkröte, die anscheinend auf etwas wartete. "Junge," — sagte sie, — "hilf mir, das Ufer zu erreichen, und ich werde dir helfen, den Strom zu überqueren." Wassja hob die Schildkröte und brachte sie ans andere Ufer. Als Dank zeigte sie ihm einen unterirdischen Stein, den er überqueren konnte.
Am Gipfel des Berges sah Wassja eine große Höhle, aus der seltsame Geräusche drangen. In der Höhle entdeckte er einen Geist — groß, dunkel und furchteinflößend. Vor ihm lag der Hammer von Perun. "Warum bist du hierher gekommen, Junge?" — fragte der Geist. Wassja antwortete mutig: "Ich möchte den Hammer zu Perun zurückbringen, damit er unsere Welt wieder beschützt."
Der Geist lachte: "Du bist nur ein Kind. Warum sollte ich dir solch eine Macht geben?" Wassja dachte nach und sagte: "Macht liegt nicht nur in Kriegern und Waffen. Sie liegt in der Güte, die anderen hilft, und im Mut, Schwierigkeiten nicht zu fürchten."
Diese Worte überraschten den Geist. "Du hast recht," — sagte er. "Macht liegt in Güte und Weisheit. Du hast bewiesen, dass du den Hammer verdienst." Der Geist übergab Wassja den Hammer, der hell erstrahlte. In diesem Moment fühlte Wassja, wie der Donner über seinem Kopf grollte und ein Blitz den Himmel erleuchtete.
Als Wassja ins Dorf zurückkehrte, wurden ihn mit Freude empfangen. Er hob den Hammer zum Himmel, und der Donner grollte wieder über das Land. Am nächsten Tag erschien ein Blitz am Himmel, und vor allen erschien Perun. "Du hast bewiesen, dass wahre Stärke Güte und Mut ist. Ich bin stolz auf dich," — sagte er. Perun nahm seinen Hammer zurück und schenkte Wassja ein goldenes Amulett, das den Jungen und sein Dorf schützte.
Seitdem wurde Wassja zum Helden seines Dorfes, und seine Geschichte wurde von Generation zu Generation weitergegeben, um daran zu erinnern, dass selbst das kleinste Herz große Stärke besitzen kann.
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