Das Geheimnis des großen Schamanen — Eine Legende Sibiriens

In den Weiten des verschneiten Sibiriens, wo die majestätischen Wälder endlos erscheinen, lebte eine Familie von Jägern. Ihre Kinder, Mischa und Aljona, streiften oft durch den Wald, beobachteten Vögel und Tiere. Doch eines Tages war der Wald leer. "Wo sind all die Tiere hin?" fragte Aljona. Der Dorfälteste seufzte: "Das geschah, weil die Harmonie gestört wurde. Jemand hat das heilige Land verletzt. Nur der Große Schamane kann das Gleichgewicht wiederherstellen."

Mischa und Aljona beschlossen, den Schamanen zu suchen. "Wir müssen den Wald retten!" sagte Aljona. Mit nichts außer Brot und warmen Fellen machten sie sich auf den Weg. Der Älteste wies ihnen die Richtung: "Geht nach Norden, zum heiligen Berg. Dort werdet ihr ihn finden."

Ihr Weg führte sie durch verschneite Täler und eisige Flüsse. Bald erreichten sie einen dunklen Wald, in dem jeder Baum lebendig zu sein schien. Auf ihrem Weg begegneten sie einem weißen Wolf, der ihnen den Weg versperrte. "Warum seid ihr hier?" fragte er. Aljona antwortete mutig: "Wir suchen den Schamanen, um die Tiere in den Wald zurückzubringen." Der Wolf nickte: "Ich helfe euch, wenn ihr eine Prüfung besteht." Er stellte ihnen ein Rätsel: "Was gibt Wärme, aber brennt nicht?" Mischa antwortete: "Das Herz." Der Wolf ließ sie weiterziehen.

Hinter dem Wald kamen die Kinder zu einem zugefrorenen See. Das Eis war dünn, doch am anderen Ufer sahen sie ein Licht — die nächste Etappe ihres Weges. "Wie sollen wir den See überqueren?" fragte Aljona. Mischa bemerkte, dass das Eis am Ufer dicker war, und sie gingen vorsichtig entlang des Randes. Schließlich erreichten sie das andere Ufer, wo sie von einem großen Raben erwartet wurden. "Um den Schamanen zu finden, müsst ihr verstehen, was wahre Stärke bedeutet," sagte er. Die Kinder überlegten. "Stärke bedeutet, denen zu helfen, die sie brauchen," antwortete Aljona. Der Rabe nickte und zeigte ihnen den Weg zum Berg.

Als sie den Berg erklommen, fanden die Kinder eine Höhle, aus der ein schwaches Licht schien. Darin wartete der Große Schamane. Seine Augen leuchteten wie Sterne, und seine Stimme war tief und ruhig: "Ich habe auf euch gewartet. Um die Harmonie wiederherzustellen, müsst ihr die alte Magie erlernen. Doch denkt daran, Magie funktioniert nur, wenn ihr mit reinem Herzen handelt."

Der Schamane gab ihnen eine Aufgabe: drei Feuer im Wald zu entzünden, die das Leben, das Gleichgewicht und den Schutz symbolisieren. Das erste Feuer war an einer alten Eiche im Zentrum des Waldes. Die Kinder entzündeten es, während sie Worte des Dankes an die Natur sprachen. Das zweite Feuer war an einem Bach, wo die Tiere früher Wasser tranken. Das dritte Feuer — in einer Bärenhöhle, um den Geist der Stärke zu rufen.

Als alle drei Feuer entzündet waren, erwachte der Wald zum Leben. Die Tiere kehrten zurück, die Vögel begannen wieder zu singen, und der Schnee funkelte im Licht der magischen Flammen. Der Schamane erschien vor den Kindern: "Ihr habt die Harmonie wiederhergestellt. Der Wald ist jetzt sicher, dank eurer Tapferkeit und Güte."

Zum Dank schenkte er ihnen Holzamulette, die ein sanftes grünes Licht ausstrahlten. "Diese Amulette werden euch daran erinnern, dass die Natur auf Fürsorge antwortet," sagte er, bevor er verschwand.

Mischa und Aljona kehrten als Helden nach Hause zurück. Seitdem war der Wald wieder voller Leben, und die Kinder vergaßen nie ihr Abenteuer und die Lektionen des Großen Schamanen: Respekt vor der Natur und Einheit sind die Kräfte, die die Welt verändern können.