Der Zaubersee – Eine englische Volksmärchen über Glück und Selbsterkenntnis
Die vollständige Version eines englischen Volksmärchens über eine Prinzessin, die einen magischen See findet, der Wünsche erfüllt. Sie erkennt, dass das wahre Glück in ihr selbst liegt.
Kurzbeschreibung: In diesem englischen Volksmärchen geht es um eine junge Prinzessin, die einen magischen See findet, der Wünsche erfüllt. Doch sie lernt schnell, dass materielle Dinge sie nicht glücklich machen, und entdeckt die Freude in guten Taten. Eine Geschichte über Selbsterkenntnis und die Bedeutung von Mitgefühl.
Vor langer Zeit lebte in einem fernen Königreich eine Prinzessin, die für ihre Schönheit und Güte bekannt war. Ihr goldenes Haar schimmerte wie Sonnenstrahlen, und ihr Lachen klang wie das Plätschern eines Baches. Doch trotz all ihrer Gaben fühlte sich die Prinzessin oft traurig. Sie blickte auf die prachtvollen Hallen des Palastes, die Schmuckstücke und die prächtigen Kleider, doch nichts davon konnte sie trösten.
Jeden Morgen saß sie am Fenster ihres Zimmers und schaute in den Wald hinter den königlichen Gärten. Sie hatte das Gefühl, dass irgendwo dort, hinter den Bäumen, etwas Magisches verborgen lag, das sie wirklich glücklich machen könnte. Eines Tages beschloss sie, den Wald zu betreten. Sie sagte den Dienern, dass sie allein spazieren gehen wollte, zog ein einfaches Kleid an und verließ heimlich den Palast.
Der Wald war warm und still. Die Prinzessin folgte einem schmalen Pfad, lauschte dem Gesang der Vögel und dem Rascheln der Blätter. Bald kam sie zu einem wunderschönen See. Das Wasser war so klar, dass sich der Himmel darin spiegelte, und die Steine am Grund glitzerten in allen Farben des Regenbogens. Die Prinzessin kniete am Ufer nieder, um genauer hinzusehen, als sie plötzlich eine Stimme hörte:
„Wer ist da?“
Die Prinzessin hob den Kopf und schaute sich um, aber sie sah niemanden. Die Stimme erklang erneut, diesmal lauter: „Ich bin der Zaubersee. Ich kann dir einen Wunsch erfüllen, aber nur einen. Überlege gut, bevor du ihn aussprichst.“
Die Prinzessin war erstaunt. Sie hatte Legenden über magische Orte gehört, aber nie daran geglaubt. Nun stand sie vor einem lebendigen Wunder. „Einen Wunsch?“ wiederholte sie. Der See antwortete sanft: „Ja. Aber wisse: Wünsche zu erfüllen, bringt nicht immer Glück.“
Die Prinzessin dachte nach. Sie erinnerte sich daran, wie oft sie sich unglücklich gefühlt hatte, und dachte: „Wenn ich mehr Reichtum hätte, wäre ich glücklich.“ Sie sagte: „Ich möchte eine wunderschöne Halskette, die so hell strahlt wie die Sonne.“
Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, erhob sich ein Lichtstrahl aus dem Wasser, und vor ihr erschien eine prachtvolle Halskette. Die Prinzessin legte sie an und war begeistert – zumindest, bis sie nach Hause zurückkehrte. Doch schon nach wenigen Tagen merkte sie, dass die Halskette ihr nicht die erhoffte Freude brachte. Sie war nur ein Gegenstand.
Am nächsten Tag kehrte sie zum See zurück und sagte: „Diese Halskette ist schön, aber ich brauche mehr. Ich wünsche mir einen Palast, der der prächtigste der Welt ist!“ Der See erfüllte ihren Wunsch, und auf einem Hügel hinter dem Wald erschien ein riesiger, glänzender Palast. Die Prinzessin zog dorthin, doch bald merkte sie, dass sie sich noch einsamer fühlte. Der neue Palast machte sie nicht glücklich.
Am dritten Tag ging sie erneut zum See. Diesmal war ihre Stimme voller Traurigkeit. „Warum bin ich immer noch unglücklich?“, fragte sie. „Du erfüllst meine Wünsche, aber sie bringen mir keine Freude.“ Der See antwortete leise: „Weil man Glück nicht in Dingen finden kann. Es entsteht, wenn du Gutes tust und Freude mit anderen teilst.“
Die Prinzessin kehrte mit einem neuen Verständnis in ihr Königreich zurück. Anstatt nach Glück in Reichtümern zu suchen, begann sie, anderen zu helfen: Sie baute Häuser für die Armen, gab den Hungrigen zu essen und unterrichtete Kinder. Nach und nach füllte sich ihr Herz mit einer Freude, die sie nie zuvor erlebt hatte. Sie erkannte, dass wahre Freude entsteht, wenn man einen Teil von sich selbst an andere weitergibt.
Seitdem suchte die Prinzessin keine Magie mehr. Sie wusste, dass das größte Wunder ein gutes Herz und aufrichtige Taten sind.
Die Moral der Geschichte: Dieses englische Volksmärchen lehrt, dass Glück nicht von außen kommt. Es entsteht im Herzen, wenn wir Gutes tun und Freude mit anderen teilen.
Diskussionsfragen:
- Warum dachte die Prinzessin zunächst, dass Dinge sie glücklich machen würden?
- Was hat sich an ihrem Verständnis nach der Begegnung mit dem Zaubersee geändert?
- Wie haben ihre Taten dazu beigetragen, dass sie wahre Freude fand?
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