Die Meermärchen von Fischlein Bub

Tief, tief unten im Wasser, in einer Welt, wo die Sonne nur noch sanfte Strahlen schickt und die Wellen die Algen wiegen, lebte ein kleines Fischlein namens Bub. Bub war ein besonderes Fischlein: Seine Schuppen glitzerten so hell, dass sie selbst in der dunkelsten Tiefe des Ozeans den Weg erleuchten konnten. Doch das Wichtigste, was Bub konnte, war das Erzählen von zauberhaften Geschichten über die Abenteuer im Meer.

Jede Nacht, wenn der Ozean zur Ruhe kam und alles still wurde, kamen die anderen Meerestiere zu Bub. Kleine Fische, Garnelen, Seepferdchen und sogar große alte Schildkröten versammelten sich, um ihre unglaublichen Geschichten zu hören. „Heute,“ begann Bub, während er seine Flossen ausbreitete, „erzähle ich euch von dem Korallenreich und seinen Schätzen.“

Bub begann seine Geschichte, und seine sanfte, warme Stimme breitete sich im Wasser aus. „Vor langer, langer Zeit,“ begann Bub, „gab es am Meeresgrund ein großes Korallenreich. Die Mauern des Reiches waren aus bunten Korallen gebaut, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten. In diesem Reich lebte ein alter weiser Fisch – der Wächter der Meeressekrete. Sie hieß Reina und konnte Geschichten erzählen, die noch älter als der Ozean selbst waren.“

Alle Fische hielten inne und lauschten gespannt der Geschichte, wie Reina einst einen versunkenen Schatz fand. Dieser bestand nicht aus Gold oder Edelsteinen, sondern aus glänzenden Muscheln und magischen Perlen, die Wünsche wahr werden ließen. Jeder, der diese Perlen berührte, wurde glücklich und friedlich.

„Doch,“ fuhr Bub fort, „eines Tages näherte sich ein riesiger dunkler Oktopus dem Korallenreich. Er hieß Mordor und wollte die Perlen für sich, um der mächtigste im Ozean zu werden. Mordor war stark, aber Reina wusste, dass Kraft nicht immer zum Sieg führt. Sie rief alle Bewohner des Korallenreichs zu sich und erklärte ihnen, dass die einzige Möglichkeit, die Perlen zu retten, das Zusammenhalten war.“

Kleine Fische, Garnelen und Seesterne, sogar die zarten Quallen und die ernsten Seeigel – alle beschlossen, ihr Reich zu schützen. Sie umringten Mordor und begannen, mit ihren kleinen Lichtern zu leuchten, um ihn zu blenden. Der Oktopus war von solchem Widerstand überrascht und erkannte bald, dass er gegen diese Einheit keine Chance hatte. Er verschwand in den dunklen Gewässern und kehrte nie wieder zurück.

Als Bub die Geschichte beendete, freuten sich alle Meerestiere leise. Sie wussten nun, dass sie ihr Unterwasserreich immer beschützen könnten, wenn sie zusammenhalten. Fischlein Bub sah, wie in seinen Zuhörern kleine Funken der Zuversicht und Freude aufleuchteten.

„Denkt daran,“ sagte Bub, „unser Licht mag klein erscheinen, aber wenn wir alle gemeinsam leuchten, kann uns nichts aufhalten!“ Er lächelte seine kleinen Freunde an, wedelte leicht mit seiner Flosse und schwamm weiter, um neue Geschichten zu finden und noch mehr Märchen für seine Freunde im Meer zu sammeln.

In dieser Nacht leuchtete das Unterwasserreich besonders hell, denn jeder kleine Bewohner wusste, dass sie mit einem Freund wie Bub immer beschützt und von einem Licht der Freundschaft umgeben sein würden. So ging das kleine Fischlein Bub jeden Tag auf die Suche nach neuen Abenteuern, um sie seinen Freunden zu erzählen und allen, die mit ihm in diesem magischen Ozean lebten, den Weg zu erhellen.