Dschinn Hassan und seine letzte Wahl
Der Dschinn Hassan, ein Wesen, das Wünsche erfüllen kann, steht vor Fragen zu seinem eigenen Schicksal und erkennt, dass seine Kräfte nicht nur ein Segen, sondern eine Last sind, von der er sich nicht befreien kann. Auf der Suche nach seinem eigenen Weg kämpft er mit der Bedeutung seines Dienstes für die Menschen.
In der Wüste, wo sich die Sanddünen bis zum Horizont erstrecken und der heiße Wind den Atem raubt, gibt es einen Ort, an dem Wünsche Wirklichkeit werden. Dies ist der Wohnsitz des Dschinns. Dschinns, alte Geister, die zwischen den Welten existieren, tragen die Macht in sich, Schicksale zu verändern und selbst die geheimsten Wünsche zu erfüllen. Doch ihre Gabe ist nicht immer ein Segen. Für Dschinn Hassan war diese Macht nicht nur eine Gelegenheit, Wünsche zu erfüllen, sondern auch eine Last, von der er sich nicht befreien konnte.
Hassan war einer der mächtigsten Dschinns. Seine Macht war grenzenlos, aber ihre Natur bestand nicht nur darin, Wünsche zu erfüllen, sondern auch in der Strafe für jedes Wunsch, das er erfüllte. Er war kein freier Geist. Dschinns wurden geschaffen, um denen zu dienen, die sie in geheimen Welten entdeckten, doch Hassan lebte nicht aus eigenem Willen. Mit jedem Wunsch, den er erfüllte, spürte er mehr, wie er seine eigene Identität verlor. Mit jedem neuen Sterblichen, der mit seinen Kräften verbunden wurde, vergaß Hassan immer mehr, wer er wirklich war.
Jeder Wunsch, den er erfüllte, brachte ihm nicht nur ein Gefühl der Zufriedenheit, sondern auch eine schwere Last. Er war nicht nur ein Geist, er war ein Sklave seiner eigenen Kräfte. Er war dazu berufen, zu dienen, doch sein Dasein beschränkte sich einzig auf die Wünsche anderer. Er wusste, dass er einst vielleicht ein freier Geist gewesen war, doch nun war er an den Menschen gebunden, die ihn aus einer alten Lampe befreiten. Mit seinem Erscheinen wurde das Leben des Dschinns zu einer Reihe bedeutungsloser Handlungen, die alle mit der Erfüllung fremder Träume verbunden waren. Aber Hassan konnte nicht widersprechen. So sehr er sich auch bemühte, sich zu befreien, sein Schicksal war vorbestimmt.
Eines Tages, als wieder ein Mensch in der Wüste erschien, fühlte Hassan, dass sich etwas verändert hatte. Dieser Mensch war ein junger Reisender, anders als alle, die er zuvor getroffen hatte. Der Mensch war erschöpft, nicht so entschlossen, und suchte nicht nach sofortiger Erfüllung seiner Wünsche. Er wollte weder Reichtum noch Macht, wie viele vor ihm. Seine Wünsche waren einfach: Er wollte seine Familie finden, verlorene Momente des Lebens wiederherstellen. Dieser Mensch war nicht gierig, und seine Wünsche waren nicht materieller Natur, sondern drehten sich um das, was am wichtigsten war — die Wiederherstellung dessen, was verloren war.
Als er die Lampe öffnete und Hassan vor ihm erschien, empfand der Mensch keine Angst. Im Gegenteil, sein Blick war voller Mitgefühl und Verständnis. „Du musst es satt haben, fremde Wünsche zu erfüllen“, sagte der Mensch und sah dem Dschinn in die Augen. Hassan war erschüttert. Diese Worte drangen tief in seine Seele und ließen ihn über sein eigenes Dasein nachdenken. Er hatte Millionen von Wünschen erfüllt, aber nie darüber nachgedacht, was er selbst eigentlich wünschte. Und nun stand vor ihm ein Mensch, der ihn mehr verstand als er sich selbst.
Anstatt wie alle anderen ein großes Wunsch zu verlangen, bat dieser Mensch Hassan, seine Geschichte zu erzählen. Hassan berichtete ihm von seinem Fluch, von der Art, wie seine Kräfte mit den Wünschen anderer Menschen verbunden waren und wie er seine Freiheit verloren hatte. Er erzählte, wie seine Gabe, die wie ein Segen erschien, zu einer Last wurde, von der er sich nicht befreien konnte. Er fühlte, dass er seine Freiheit niemals zurückerlangen konnte, weil jeder Akt des Dienens ihm etwas Wichtiges nahm.
Der Mensch hörte aufmerksam zu. Er beeilte sich nicht, Antworten zu geben. Schließlich sagte er: „Du musst nicht der Diener aller sein. Du bist nicht verpflichtet, jeden Wunsch zu erfüllen. Vielleicht kannst du dich befreien, wenn du aufhörst, den Träumen anderer zu dienen.“ Diese Worte brachten Hassan zum Nachdenken. Er hatte nie daran gedacht, einen Weg zu finden, sich von seinem Schicksal zu befreien. Er hatte immer geglaubt, sein Leben sei vorbestimmt. Doch nun stand ein Mensch vor ihm, der ihm nicht nur etwas verlangte, sondern ihm zeigte, dass Freiheit möglich war, wenn er es nur wollte.
Und so begann Hassan, Tag für Tag mehr zu spüren, wie seine Ketten zu lockern begannen. Er begann zu begreifen, dass sein Schicksal nicht festgeschrieben war. Er begann zu verstehen, dass seine Macht kein Fluch, sondern eine Möglichkeit war, die anders genutzt werden konnte. Er musste nicht der Sklave der Wünsche der Menschen bleiben. Er konnte seinen eigenen Weg finden und sich von seinem Dienst befreien.
Mit jedem Tag, mit jeder Wahl, die er traf, wurde Hassan immer freier. Er war nicht mehr der Dschinn, der Wünsche erfüllte. Er war ein Wesen, das selbst wählen konnte, was es tat. Er erkannte, dass wahre Macht nicht darin lag, anderen zu gefallen, sondern der Herr über sein eigenes Schicksal zu sein. Er war nicht mehr der Sklave seiner eigenen Kräfte und nicht länger an die Welt gebunden, die einst sein Dasein bestimmt hatte.
Als der Moment kam und der Mensch wieder die Lampe öffnete, war Hassan bereits frei. Er war nicht mehr der Dschinn, der Wünsche erfüllte. Er war ein Wesen, das seine Freiheit erlangt hatte und wählen konnte, was es mit seinem Leben anfangen wollte. „Ich werde deine Wünsche nicht erfüllen“, sagte Hassan dem Menschen. „Aber ich kann dir helfen, deinen eigenen Weg zu finden, wenn du ihn selbst suchst.“
Dieser Moment wurde nicht nur für Hassan, sondern auch für den Menschen zu einem Wendepunkt. Anstatt nach Erlösung in den Wünschen anderer zu suchen, begann der Mensch, seinen eigenen Weg zu finden, sein Ziel in dieser Welt zu entdecken. Und Hassan, nun frei, beobachtete, wie der Mensch seinen Weg fortsetzte, während er selbst endlich der sein konnte, der er immer sein wollte: ein freies Wesen, das niemandem außer sich selbst untergeordnet war.
Morale: Freiheit wird nicht von außen gegeben. Sie kommt, wenn wir selbst entscheiden, nicht mehr nach den Wünschen und Sehnsüchten anderer zu leben, sondern unseren eigenen Weg zu suchen.
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