Der Zyklop Argo und seine große Hilfe
Der Zyklop Argo zerstört aus Versehen ein wichtiges Bauwerk auf seiner Insel und beschließt, alles wieder gutzumachen. Dabei erkennt er, dass Freundschaft und harte Arbeit wichtiger sind als Kraft.
Auf einer fernen Insel, wo hohe Berge den Himmel berührten, lebte ein einäugiger Riese namens Argo. Er war bekannt als ein starker und gutmütiger Zyklop, doch seine Ungeschicklichkeit führte manchmal zu ungewollten Zwischenfällen. Die Waldbewohner respektierten Argo für seine Stärke, aber oft hielten sie Abstand zu ihm, aus Angst, dass er versehentlich etwas zerstören könnte. Argo verstand das und machte sich oft Sorgen, dass seine Größe und Stärke seinen Freunden unbeabsichtigt schaden könnte.
Eines Tages entdeckte Argo einen wunderschönen Turm, den die Waldbewohner am Ufer des Sees gebaut hatten. Dieser Turm war besonders: Er bot Vögeln Schutz vor Wind und Regen und diente als beliebter Treffpunkt für die Waldbewohner, um den Blick auf den See zu genießen. Der Turm war der Stolz des Waldes, denn alle hatten zusammengearbeitet, und jeder hatte eine wichtige Rolle beim Bau gespielt.
Argo näherte sich dem Turm und sagte bewundernd: „Was für eine Schönheit! Das habt ihr großartig gemacht!“ Die Waldbewohner, die das hörten, bedankten sich für das Kompliment. Da schlug eines der Kaninchen vor: „Argo, wenn du willst, kannst du uns helfen, den Turm zu verstärken. Wir bauen gerade die Spitze fertig!“
Argo war begeistert, dass ihm so eine wichtige Aufgabe anvertraut wurde. „Natürlich, ich helfe euch gerne!“ antwortete Argo. Er hob einen großen Stein vorsichtig auf, doch kaum hatte er mit der Arbeit begonnen, rutschte ihm der Stein aus den Händen und fiel direkt gegen die Mauer des Turms. Mit einem Krach kippte der Turm zur Seite und stürzte zu Boden.
„Oh nein! Was habe ich nur getan!“ rief Argo, als er die Trümmer sah. Die Waldbewohner waren schockiert und begannen, Argo zu schimpfen: „Du hast zerstört, woran wir so lange gearbeitet haben!“ Argo versuchte, sich zu erklären, doch die Worte blieben ihm im Halse stecken, und er fühlte sich sehr schuldig.
„Verzeiht mir“, sagte er schließlich. „Ich wollte eure Arbeit nicht zerstören. Wenn ihr mir vertraut, helfe ich euch, den Turm wieder aufzubauen, und ich werde mein Bestes geben, damit er noch stabiler wird.“
Zuerst wollten die Waldbewohner seine Hilfe nicht annehmen. Doch als sie sahen, wie sehr sich Argo sorgte, beschlossen sie, ihm eine Chance zu geben. Sie kamen zusammen und berieten sich, wie sie den neuen Turm noch besser bauen könnten. Die Waldbewohner zeigten Argo, welche Steine und Zweige sich zum Verstärken der Wände eigneten und wie jeder Stein sicher gesetzt werden musste, damit er stabil blieb.
Die Arbeit war anstrengend und dauerte mehrere Tage. Argo hörte aufmerksam auf die Ratschläge und bemühte sich, jede Aufgabe so sorgfältig wie möglich zu erledigen. Mit jedem Tag verstand er besser, dass wahre Stärke nicht nur aus Kraft bestand, sondern auch Geduld und den Wunsch beinhaltete, für andere etwas Gutes zu tun. Argo arbeitete nun langsamer, aber dafür genauer.
Als der Turm fast fertig war, bemerkte Argo, dass ein Stein nicht fest saß und herausfallen könnte. „Wartet!“, sagte er und hielt alle an. „Dieser Stein muss noch verstärkt werden, sonst könnte er fallen.“ Die Waldbewohner waren erstaunt, denn Argo begann wirklich, auf solche Dinge zu achten. Er setzte den Stein vorsichtig, bis er fest in der Mauer hielt, und erst dann setzten alle ihre Arbeit fort.
Nach einigen weiteren Tagen war der Turm endlich fertig. Nun sah er sogar noch schöner aus als zuvor. Die Waldbewohner veranstalteten ein Fest zur Feier des abgeschlossenen Baus und luden Argo ein, mit ihnen zu feiern. „Du hast gezeigt, dass du nicht nur stark, sondern auch geduldig und achtsam sein kannst“, sagten sie ihm.
Seitdem wurde Argo zum Liebling des Waldes. Er half oft seinen Freunden, doch nun tat er es ruhig und achtsam. Die Waldbewohner wussten, dass sie sich in schwierigen Zeiten auf ihn verlassen konnten. Und Argo verstand nun, dass Stärke nicht immer bedeutet, schnell und kräftig zu sein. Stärke bedeutet auch, geduldig, vorsichtig und bereit zu sein, mit anderen zusammenzuarbeiten.
Moral: Wahre Stärke liegt nicht nur in der Kraft, sondern auch in der Geduld, im Eingestehen von Fehlern und in der Zusammenarbeit mit Freunden.
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