Der Ruf des großen Raben — Eine Legende aus Alaska
Ein Märchen über Kinder, die eine magische Rabenfeder fanden und mit ihrer Hilfe das eisige Tal retteten, während sie eine alte Geschichte über die Schöpfung der Welt erfuhren.
Im kalten, verschneiten Alaska, zwischen endlosen eisigen Tälern und hohen Bergen, lebte eine Familie in einer kleinen Hütte. Zwei Kinder, Kai und Ana, spielten jeden Tag auf den gefrorenen Feldern, fingen Schneeflocken und bauten Iglus. Eines Tages, als sie entlang eines zugefrorenen Flusses gingen, fanden sie eine große schwarze Feder, die wie das Polarlicht schimmerte.
"Was ist das?" fragte Kai, als er die Feder aufhob. Plötzlich ertönte aus der Ferne ein lauter Ruf. Ein Rabe, größer als jede Vogelart, die sie je gesehen hatten, flog herab und landete vor ihnen. Seine Augen funkelten, und seine Stimme klang weise: "Ihr habt meine Feder gefunden. Das ist ein Zeichen, dass ihr für eine große Aufgabe auserwählt seid."
Die Kinder sahen sich an. "Welche Aufgabe?" fragte Ana. Der Rabe erklärte: "Das eisige Tal ist in Gefahr. Kräfte von Wärme und Dunkelheit wollen es zerstören und damit das Gleichgewicht der Welt stören. Aber ich werde euch eine alte Geschichte erzählen, die euch helfen wird, das Gleichgewicht wiederherzustellen."
Er begann seine Erzählung: "Als die Welt jung war, waren Himmel und Erde verbunden. Ich, der Große Rabe, brachte das Licht in diese Welt, indem ich die Sonne, den Mond und die Sterne schuf. Doch seitdem versuchen die Kräfte des Chaos, dieses Licht zu stehlen. Jetzt haben sie es auf das eisige Tal abgesehen. Ihr müsst mir helfen, es zu retten."
"Was sollen wir tun?" fragte Kai. Der Rabe antwortete: "Es gibt drei Aufgaben. Ihr müsst drei magische Kristalle finden, die das Licht, das Eis und die Luft repräsentieren. Nur mit ihrer Hilfe kann das Tal überleben."
Der erste Kristall, der Kristall des Lichts, befand sich in einer Höhle auf einem Berggipfel. Der Weg dorthin war voller scharfer Eiszapfen, und ein Schneesturm machte ihn fast unsichtbar. "Schau, dort drüben leuchtet etwas!" rief Ana und zeigte auf einen Lichtschein in der Ferne. Mithilfe der reflektierenden Strahlen der Rabenfeder fanden die Kinder den Weg und holten den Kristall.
Der zweite Kristall, der Kristall des Eises, lag im Herzen eines Gletschers. Als die Kinder näher kamen, begann das Eis zu knacken und bedrohte ihre Sicherheit. "Hab keine Angst, wir schaffen das," sagte Ana und hielt die Hand ihres Bruders. Vorsichtig bewegten sie sich über die Risse und fanden den Kristall, der in blauem Licht schimmerte.
Der dritte Kristall, der Kristall der Luft, lag in einer Schlucht, wo der Wind so stark wehte, dass er sie beinahe zu Boden warf. "Wie sollen wir da hinkommen?" fragte Kai. Der Rabe wies sie an: "Der Wind wird sich beruhigen, wenn ihr ihn um Hilfe bittet." Die Kinder sprachen mit dem Wind und versprachen, das Tal zu schützen. Der Wind ließ nach, und sie konnten den Kristall holen.
Mit allen drei Kristallen kehrten die Kinder zum Raben zurück. Er hob sie auf seinen mächtigen Flügeln in die Luft und brachte sie ins Zentrum des Tals. Dort platzierte er die Kristalle auf einem Altar, und das ganze Tal erstrahlte wie das Nordlicht. Das Eis wurde stärker, die Luft reiner, und das Gleichgewicht der Welt war wiederhergestellt.
"Ihr habt das Tal gerettet," sagte der Große Rabe. "Eure Herzen sind rein, und euer Mut verdient großen Respekt." Er schenkte den Kindern kleine Amulette in Form von Federn, die im Dunkeln leuchteten. "Diese Amulette sollen euch daran erinnern, was ihr für die Natur getan habt."
Als Kai und Ana nach Hause zurückkehrten, wurden sie von ihren Eltern empfangen. Sie erzählten von ihrem Abenteuer, und das Tal blieb seitdem unberührt. Das Polarlicht am Himmel erinnerte alle an die Kraft der Natur und den Mut der beiden Kinder.
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